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Kita Haus Sonnenschein: Eltern wünschen sich nachhaltige Nutzung nach Schließung | Taucha kompakt

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Kita Haus Sonnenschein: Eltern wünschen sich nachhaltige Nutzung nach Schließung

Ende Januar gehen in der Kita Haus Sonnenschein die Lichter aus. Der Stadtrat und die Stadt Taucha haben kürzlich das Ende der Einrichtung beschlossen. Die Eltern wollen nun für eine weitere Nutzung des Areals für alle Plösitzer kämpfen.

Die Elternvertreter der Kita Haus Sonnenschein wünschen sich eine Nachnutzung des Objektes für alle Plösitzer. (Foto: Daniel Große)
Die Elternvertreter der Kita Haus Sonnenschein wünschen sich eine Nachnutzung des Objektes für alle Plösitzer. (Foto: Daniel Große)
Die Elternvertreter der Kita Haus Sonnenschein wünschen sich eine Nachnutzung des Objektes für alle Plösitzer. (Foto: Daniel Große)

Die bevorstehende Schließung der Kita Haus Sonnenschein beschäftigt weiter die Gemüter der Angestellten und Eltern. Mit einem Widerspruch gegen den Beschluss des Stadtrates richteten sich nun die Elternvertreter an Kai Emanuel, Landrat des Landkreises Nordsachsen, Ferdinand Wiedeburg, der für die AfD Nordsachsen im Landtag sitzt, Wilfried Kühner, Amtschef des sächsischen Staatsministeriums für Kultus, Sachsens Kultusminister Christian Piwarz sowie Kathrin Nitsche, die Beauftragte für Bürgeranliegen beim Freistaat Sachsen.

Das sind die Hauptargumente, die in dem Widerspruch genannt werden:

1. Zweifel an der Bedarfsplanung:

  • Neue Kitas wurden errichtet, obwohl der Bedarf fragwürdig ist. Die Kita „Haus Sonnenschein“ hatte stets eine Auslastung von 95-100 %, ein Aufnahmestopp reduzierte diese jedoch künstlich.
  • Es wird kritisiert, dass bestehende Kapazitäten nicht berücksichtigt wurden und Überkapazitäten durch zusätzliche Plätze entstanden sind.

Die vorgelegten Auslastungszahlen der Kita ‚Haus Sonnenschein‘ entsprechen in den letzten Jahren immer zwischen 95 und 100 %. Es gibt also keinen Grund hinsichtlich mangelnder Auslastung für eine Schließung.


2. Zweifel an der Validität des Baugutachtens:

  • Die Sanierungskosten wurden als höher als ein Neubau dargestellt, was Eltern bezweifeln.
  • Die Kita ist baulich in gutem Zustand: keine Schimmelstellen, keine strukturellen Probleme.
  • Vorschläge für ein unabhängiges Gutachten wurden ignoriert.

„Die bestehende Kita hat alles, was eine Kita benötigt und ist betriebsbereit. […] Es sind keinerlei Baumängel zu verzeichnen.“


3. Kritik an mangelnder Transparenz und Kompetenz:

  • Stadträte hätten teils keine Kenntnis des Gutachtens.
  • Eltern und Mitarbeiter wurden nicht einbezogen, obwohl Lösungsvorschläge unterbreitet wurden.

„Die desolate Stadtverwaltungsarbeit und die Ignoranz gegenüber den Bürgern der Stadt Taucha wird als Vertrauensbruch bewertet.“


4. Negative Folgen für Kinder und Eltern:

  • Kindergruppen werden zerrissen, erneute Eingewöhnung verursacht familiäre Belastungen.

„Auf Grund der Kurzfristigkeit kann dies zu schwerwiegenden psychischen Folgen bei den Kindern sowie zu existenziellen und finanziellen Notsituationen bei den Eltern führen.“


5. Unklarer zeitlicher Ablauf:

  • Der Beschluss wurde ohne frühzeitige Kommunikation getroffen.
  • Widersprüche zwischen den offiziellen Begründungen und den realen Entwicklungen (etwa Aufnahmestopp).

„Zum und nach dem Stadtratssitzungsbeschluss wurden keine Pläne zur Überleitung der betreffenden Kinder in andere Kindertagesstätten bereitgehalten.“


Besonders enttäuschend sei für Elternsprecher Steffen Matthes gewesen, dass kein zweites Gutachten in Auftrag gegeben worden sei. Die Stadtverwaltung sieht allerdings keine Notwendigkeit: „Die Ergebnisse aus dem Gutachten sind für uns Fakten und wir sehen keine Anhaltspunkte, um diese Fakten anzuzweifeln. Ein zweites Gutachten in Auftrag zu geben ist keine übliche Vorgehensweise, zumal sie ja auch wieder öffentlicher Gelder kostet“, sagt Helge Zacharias, Fachbereichsleiter Bauwesen im Tauchaer Rathaus. Steffen Matthes argumentiert, dass die Elternschaft durchaus ein solches Gutachten bezahlt hätte. Nadine Simon und Robert Noffke, deren Kinder die Einrichtung besuchen, erzählen, dass im vergangenen Jahr erst das Treppenhaus gemalert wurde und Waschbecken erneuert worden seien. „Dass die Einrichtung geschlossen werden soll, kam total überraschend für uns. Bis Mitte dieses Jahres hätten wir nie damit gerechnet“, sagt Nadine Simon. Insgesamt sei die Kommunikation zwischen dem Träger AWO und den Eltern sehr spärlich verlaufen. „Wir fühlen uns weiterhin sehr schlecht einbezogen“, sagt Robert Noffke.

Annabell Paulitz, die eine Petition für den Erhalt der Kita gestartet hatte, bezeichnet die Einrichtung als „Seelenobjekt“: „Hier hat jeder mitgemacht, die Kita wurde in zweiter Generation geführt. Das hier ist so viel mehr als ein Kindergarten“, sagt sie.

Widerspruch wird als Beschwerde umgedeutet, Rechtsaufsicht prüft

Rein formell ist der Widerspruch an die genannten Personen nicht zulässig. Zumindest können Landrat und Kultusminister den Beschluss des Stadtrates nicht zurücknehmen. „Gemäß den Vorschriften der Sächsischen Gemeindeordnung steht ausschließlich dem Bürgermeister ein Widerspruchsrecht gegen Stadtratsbeschlüsse zu“, erklärt das Kommunalamt des Landkreises Nordsachsen auf Nachfrage. Der bei Kai Emanuel eingelegte Widerspruch sei darum aus formalen Gründen als unzulässig zurückzuweisen. Er wurde aber „in eine Beschwerde umgedeutet“, heißt es weiter. Zudem erfolge nun aufgrund dieser Beschwerde eine Prüfung des Sachverhaltes bei der zuständigen Rechtsaufsichtsbehörde. Diese habe das Schreiben der Eltern nun an Bürgermeister Tobias Meier weitergeleitet und um eine Stellungnahme gebeten. Ist diese erfolgt, könne die Prüfung erfolgen und die Eltern würden das Ergebnis erhalten.

Das Areal biete Chancen für den gesamten Ortsteil, so die Eltern. (Foto: Daniel Große)
Das Areal biete Chancen für den gesamten Ortsteil, so die Eltern. (Foto: Daniel Große)
Das Areal biete Chancen für den gesamten Ortsteil, so die Eltern. (Foto: Daniel Große)

Objekt und Areal sollen weitergenutzt werden

Ob diese Prüfung etwas am Beschluss des Stadtrates ändern wird, können die Eltern nicht einschätzen. Sie blicken aktuell nach vorn, bringen ihre Kinder in anderen Einrichtungen unter. „Am vergangenen Montag gab es schon Tränen, weil ein Kind nun bereits eine andere Kita besucht“, erzählt Nadine Simon. In Tauchaer Kitas wollen sie ihre Kinder aber nicht bringen. „Die haben alle nur noch offene Konzepte, zudem sind das sehr große Einrichtungen“, bedauert Robert Noffke. Daher würden sie sich nun in Kitas umliegender Kommunen umsehen.

Für den Spielplatz und die Räumlichkeiten der Kita Haus Sonnenschein wünschen sich die Eltern eine nachhaltige Weiternutzung. „Vor allem der Spielplatz ist wichtig. Der Garten an sich könnte eine soziale Mitte für mehrere Generationen werden. Hochbeete, um die sich alle kümmern, ein paar Bänke, die zum Verweilen einladen“, schlägt Annabell Paulitz vor. Die Räume der Kita könnten für alle Bürger geöffnet werden, um hier Feiern oder Versammlungen abhalten zu können, sagen die Eltern. Bewahren wollen sie sich kleine Veranstaltungen wie etwa Laternenumzüge, die bislang von der Kita ausgingen. „Die könnten hier starten und enden. Wir haben hier die Chance, etwas wirklich schönes zu schaffen“, sagt Steffen Matthes und hofft auf die Unterstützung der Stadt Taucha. Für die Bewirtschaftung des Areals wären genügen helfende Hände im Ort, so die Eltern.


Daniel Große
Daniel Große
Daniel Große arbeitet seit 2001 als freier Journalist und berichtet hier zu allen Themen, die unsere Region bewegen. Infrastruktur, Blaulicht-Meldungen, Veranstaltungen, Neues aus den Rathäusern und vieles mehr veröffentlicht er hier. Schnell, kompakt und verständlich.

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