Der europäische Zahlungsverkehr steht vor einem Umbruch. Ab Herbst greifen neue EU-Vorgaben für Echtzeitüberweisungen, während mit wero ein gemeinsames europäisches Wallet an den Start geht. Parallel dazu öffnet Apple nach Vorgabe der EU erstmals seine iPhone-Zahlungsschnittstellen für andere Anbieter. Diese drei Entwicklungen – Instant Payments, wero und DMA-Reformen – verändern, wie wir im Alltag bezahlen. Für Verbraucher, Händler und Banken geht es um Tempo, Sicherheit und mehr Auswahl beim Bezahlen.
Seit dem 9. Januar 2025 müssen Banken in der Eurozone eingehende Sofortüberweisungen annehmen. Ab 9. Oktober 2025 gilt diese Pflicht auch für ausgehende Zahlungen. Das heißt: Wer ein Konto in Euro führt, kann künftig rund um die Uhr Geld in Sekundenschnelle senden und empfangen – auch an Wochenenden und Feiertagen.
Die Grundlage ist die EU-Verordnung 2024/886, auch „Instant-Payments-Regulation“ genannt. Sie legt fest, dass Gebühren für Sofortüberweisungen nicht höher sein dürfen als für klassische SEPA-Transfers.
Neu ist außerdem die „Verification of Payee“, die VoP-Funktion: Vor einer Überweisung prüft die Bank, ob der Name des Empfängers mit der angegebenen IBAN übereinstimmt. Weichen die Angaben ab, erhält der Absender eine Warnung. So sollen Betrugsfälle und Fehlüberweisungen reduziert werden.
Für Banken bedeutet die Umstellung größere Investitionen in IT-Sicherheit und Liquiditätssteuerung. Für Kunden entsteht der Vorteil, dass Geldbewegungen sofort sichtbar und unwiderruflich ausgeführt werden.
Parallel zu diesen Regeländerungen hat im Sommer 2024 das europäische digitale Wallet wero seinen Betrieb aufgenommen. Hinter wero steht die European Payments Initiative, getragen von 16 europäischen Banken und Zahlungsdienstleistern, darunter Deutsche Bank, BNP Paribas, ING, UniCredit und mehrere Sparkassenorganisationen.
Wero ermöglicht bereits Geldüberweisungen zwischen Privatpersonen – per Telefonnummer, E-Mail oder QR-Code. Das Geld wird dabei direkt von Konto zu Konto übertragen, ohne zwischengeschalteten Zahlungsanbieter. Die App ist in Deutschland, Belgien und Frankreich aktiv und in die Online-Banking-Systeme der teilnehmenden Institute integriert.
Im weiteren Verlauf des Jahres 2025 soll die Funktion auf E-Commerce-Zahlungen ausgeweitet werden. Händler können dann über Wero Zahlungen in Echtzeit empfangen – mit sofortiger Gutschrift auf ihrem Konto. Für 2026 ist zudem die Integration von kontaktlosen Zahlungen an physischen Kassen geplant.
Ziel ist eine europäische Alternative zu globalen Zahlungsnetzwerken, die direkt auf Bankkonten basiert und ohne Kreditkartensysteme auskommt. Für Verbraucher bedeutet das mehr Datenschutz und Transparenz, für Unternehmen sinkende Transaktionskosten und weniger Abhängigkeit von US-Anbietern. Langfristig soll Wero außerdem mit dem Digitalen Euro kompatibel werden – Gespräche zwischen der EPI und der Europäischen Zentralbank laufen bereits.
Ein weiterer entscheidender Faktor ist der Digital Markets Act. Er verpflichtet große Technologiekonzerne – sogenannte „Gatekeeper“ – dazu, zentrale Schnittstellen für Wettbewerber zu öffnen. Für den Zahlungsverkehr ist das besonders bei Apple relevant.
Bislang war der NFC-Chip im iPhone, der für kontaktloses Bezahlen an Terminals benötigt wird, ausschließlich Apple Pay vorbehalten. Unter Druck der EU hatte Apple zugesagt, den NFC-Zugang für andere Zahlungs-Apps in der EU freizugeben. Dadurch können auch Banken und Fintechs eigene Wallets auf dem iPhone einsetzen.
Diese Änderung gilt als Meilenstein für den europäischen Zahlungsmarkt. Zum ersten Mal können europäische Anbieter wie Wero oder klassische Bank-Apps auf iOS und Android dieselben Funktionen anbieten. Gleichzeitig dürfen alternative App-Stores und Bezahlwege zugelassen werden, was den Wettbewerb zusätzlich stärkt. Apple behält zwar eine Core Technology Fee für Entwickler, doch das Monopol auf die NFC-Zahlungsfunktion fällt.
Für Verbraucher bedeutet das mehr Auswahl beim kontaktlosen Bezahlen, für Händler zusätzliche Akzeptanzwege – etwa die Kombination von Wero auf Android und iPhone. Die EU-Kommission betont, dass damit faire Wettbewerbsbedingungen zwischen europäischen und US-amerikanischen Anbietern geschaffen werden.
Echtzeittransaktionen und Weiterentwicklungen mobiler Systeme sind nicht die einzige Veränderung, insgesamt entwickelt sich die digitale Zahlungslandschaft weiter. Neben großen Plattformen wie Apple Pay, Google Pay und Wero gewinnen zunehmend spezialisierte Wallets an Bedeutung, die für bestimmte Branchen maßgeschneidert sind.
Zu den bekanntesten zählen Skrill und Neteller, die im Online-Entertainment- und Casino-Sektor seit Jahren etabliert sind und dort schnelle, grenzüberschreitende Transaktionen ermöglichen. Es profitieren beispielsweise auch Casinos mit 5 Euro Mindesteinzahlung von schnellen Transaktionwegen ohne dass zusätzlich unverhältnismäßige Gebühren hinzukommen. Auch Reiseplattformen integrieren vermehrt Multiwährungs-Wallets, um Buchungen ohne Wechselkursaufschläge anzubieten, während Gaming- und Esport-Anbieter eigene Wallets für Mikrotransaktionen und digitale Preisgelder nutzen.
Diese Entwicklung zeigt: Bezahlen wird flexibler, internationaler und stärker auf spezifische Nutzerbedürfnisse zugeschnitten – unterstützt durch die EU-Regelungen zu offenen Schnittstellen und Echtzeitüberweisungen.
Für Verbraucherinnen und Verbraucher:
Für Händler und Selbstständige:
Prüfen lohnt sich: Viele Payment-Provider rüsten ihre Schnittstellen 2025 auf Instant Payments und VoP um.
Wer frühzeitig reagiert, kann Kunden künftig mehr Bezahlkomfort bieten – ob im lokalen Geschäft oder im Online-Shop.
Ab Oktober 2025 ist die Echtzeitüberweisung in die Pflichtphase eingetreten – damit ist Sekunden-Zahlung europäischer Standard. Mit Wero und der Öffnung von Apple-Geräten durch den DMA beginnt zugleich ein Wettbewerb um die beste Nutzererfahrung. Europa stärkt damit seine digitale Souveränität im Zahlungsverkehr und reduziert die Abhängigkeit von internationalen Konzernen.
Auch lokal könnte sich das bald zeigen: Händler in Städten wie Taucha oder Leipzig können Zahlungen künftig direkt in Echtzeit empfangen – ob per Bank-App, wero oder Wallet auf dem iPhone.