Vom Bahnhof oder der Straßenbahn-Endstelle schnell zum Markt oder in die Nähe der eigenen Haustür fahren. Dafür und für ähnliche Fälle ist das Verleihsystem von nextbike gedacht. Doch in Taucha nutzen es wenige. Eine Fortführung würde erhebliche Kosten für die Stadtkasse mit sich bringen.
Im Stadtgebiet von Taucha sowie einigen Ortsteilen kann man seit April 2024 Fahrräder des Anbieters nextbike mieten. Die Buchung erfolgt per App. Derzeit wird das Fahrradverleihsystem als Teil des Projektes „Ready for Smart City Robots” (R4R) durch den Landkreis Nordsachsen koordiniert. Gefördert wird es vom Bundesministerium für Digitales und Verkehr. Während die Erprobung in Schkeuditz zwei Jahre gefördert wurde, läuft das Projekt in Taucha nur ein Jahr. Als Ende ist der April dieses Jahres vorgesehen. Durch die Investition generierter Einnahmen könnte der Verleih voraussichtlich bis Ende Mai gesichert sein.
Wie es danach weitergeht, war nun Thema im Stadtrat sowie im Finanzausschuss. In der Stadtrats-Sitzung im Januar stellte Klimaschutzmanager Philipp Tommrich eine Zwischenbilanz zur Nutzung und Akzeptanz vor. Dabei kam auch zur Sprache, dass sich das Geschäftsmodell von nextbike nicht selbst trägt. Das Unternehmen Tier Mobility, zu dem nextbike seit vergangenem Jahr gehört, setzt auf die Beteiligung von Kommunen, Verkehrsbetrieben und Hochschulen, um eine Ergänzung zum Öffentlichen Personennahverkehr zu etablieren. Nextbike ist also abhängig von Fördermitteln oder Zuschüssen von Kommunen. In Zeiten klammer Kassen ein Vorhaben mit fast aussichtsloser Perspektive.
Für die 50 Standard- und zwei Lastenfahrräder müssten monatlich 75 Euro pro Rad durch die Stadt Taucha gezahlt werden, was 46.800 Euro pro Jahr entspräche. Bei angenommenen 6000 Fahrten von April 2024 bis April 2025 müsste der städtische Haushalt also etwa 7,50 Euro pro Fahrt tragen – abzüglich der generierten Einnahmen. Bei entsprechendem Verhandlungsgeschick könnte die Stadt den Preis eventuell auf 60 Euro pro Rad und Monat drücken, was aber immer noch 37.440 Euro wären. Als Ausgleich könnten Werbepartner gewonnen werden, um die Ausgaben etwas zu minimieren.
In Taucha gab es von April 2024 bis Januar 2025 laut Philipp Tommrich 541 Personen, die sich ein nextbike ausgeliehen haben. 208 davon haben bislang nur eine Fahrt absolviert und lediglich 97 Personen nutzen das Angebot regelmäßig, haben also zehn oder mehr Fahrten gebucht. Von April bis Oktober 2024 gab es 3500 Ausleihen, was 16 bis 18 Ausleihen am Tag entspräche.
Bereits während der Stadtratssitzung im Januar kamen bei einigen Stadträten Zweifel auf, ob das Angebot angesichts dieser Nutzerzahlen ein Erfolg ist. Im folgenden Finanzausschuss im Februar sei sich laut Philipp Tommrich darauf verständigt worden, dass die Fortführung ohne Fördermittel zu teuer ist. „Generell sind Fördermittel für diese Art der Mobilität recht rar. Es gibt aber noch einen letzten Strohhalm, das aber nur mit anderen Kommunen gemeinsam realisierbar ist“, so der Klimaschutzmanager. Über die „Richtlinie Mobilität EFRE/JTF 2021 bis 2027“ aus dem Sächsischen Wirtschaftsministerium könnte eine Förderung von Bike-Sharing-Diensten beantragt werden. Größte Hürde ist die Mindestfördersumme von 500.000 Euro. „Das ist nur als Bündelung mit anderen Städten denkbar, etwa Schkeuditz, Markkleeberg und Markranstädt. Hier werde ich das Gespräch suchen, um gemeinsam mit dem Finanzausschuss eine Entscheidung bis Ende März treffen zu können“, so Tommrich weiter.
So steht nextbike in Taucha wohl auf der Kippe. Für Tauchas Klimaschutzmanager sehr schade, wie er sagt: „Idealistisch wäre es ein Gewinn für unsere Stadt und die Bürger, ein solches erweitertes Mobilitätsangebot zu haben, gerade in den Ortsteilen. Schaut man sich die Fahrten und Kilometer, rechnet es sich aber nicht. Wünschenswert wäre darum, wenn das dann gesparte Geld in den Neubau von Radwegen oder den Ausbau der Straßenbeleuchtung gesteckt wird.“