Die neunten Klassen der Oberschule Taucha hatten heute aufgrund des Lehrermangels komplett keinen Unterricht. Ein Zustand, der die Schüler besorgt in die Zukunft schauen lässt.
Unter dem Motto „No Teacher, no Future“ fand am heutigen Vormittag eine Kundgebung an der Oberschule Taucha statt. Anlass war der anhaltende Unterrichtsausfall, der Schüler und Eltern seit Monaten besorgt in die Zukunft schauen lässt.
Das Fass zum Überlaufen brachte nun der Fakt, dass der Unterricht für die neunten Klassen am heutigen Freitag vollständig ausfiel. Eine Situation, die beispielhaft für den Lehrermangel im Landkreis Nordsachsen steht. Eltern und Schüler der Oberschule Taucha hätten darum entschieden, nicht länger zu schweigen, wie die Elternratsvorsitzende Daniela Zander betont: „Das Landesamt für Schule und Bildung (LASuB) hat bestätigt, dass gerade die neunten Klassen am stärksten betroffen sind. Wir stehen heute hier stellvertretend für alle Schulen im Landkreis, die unter diesem Zustand leiden.“
Der anhaltende Ausfall bedeutet für viele Schüler verpasste Lerninhalte, verunsicherte Eltern und zunehmend eingeschränkte Zukunftsperspektiven. Besonders deutlich wurde dies durch die Worte von Jonas André Beyer, Klassensprecher der 9e: „Wir wollen uns Gehör verschaffen. Der Unterrichtsausfall verbaut uns die Zukunft,“ sagte er und appellierte an die Verantwortlichen, genau hinzusehen. „Wir kämpfen darum, unsere Prüfungen zu bestehen und den Start ins Berufsleben vorzubereiten. Aber wie soll das gehen, wenn wochen- oder monatelang keine Hauptfächer unterrichtet werden?“
Für viele Schüler bleibt der Lehrstoff auf der Strecke. Jonas schilderte gegenüber Taucha kompakt seine Sorgen für die kommenden Prüfungen: „Wir hatten vier Monate keinen Physik-Unterricht, weil unsere Lehrerin nicht da war. Jetzt klappt das teilweise wieder, aber oft fallen auch Vertretungen aus.“ Dass der Unterricht für die neunten Klassen besonders stark betroffen ist, sei für die Betroffenen schwer verständlich.
Daniela Zander betonte in einem weiteren Redebeitrag, dass das Problem nicht auf Taucha beschränkt ist, sondern ein landesweites Phänomen darstellt. „In Sachsen ist der Lehrermangel seit Jahren bekannt, dennoch sind die Oberschulen die ersten, die darunter leiden.“ Die Lage sei längst nicht mehr tragbar, und ohne ausreichende Lehrkräfte gäbe es keine Zukunft für die Schüler. Zander machte klar, dass es um die grundlegende Bildungsversorgung der Jugendlichen gehe, die an Oberschulen auf das Berufsleben vorbereitet werden sollen: „Mit jeder ausgefallenen Stunde wird diese Aufgabe schwieriger,“ erklärte sie. „Unsere Forderung lautet: Mehr Lehrkräfte für die Oberschulen und bessere Arbeitsbedingungen sowie höhere Gehälter, um den Beruf attraktiver zu machen.“ Zudem fordere sie Bildungsgerechtigkeit: „Oberschulen sind genauso wichtig wie Gymnasien, und die Schülerinnen und Schüler verdienen die gleiche Unterstützung. Bildung darf nicht von Glück oder Wohnort abhängen. Sachsen muss endlich einen Weg finden, die Oberschulen stark zu machen – und zwar flächendeckend!“, mahnte sie.
Auch Michael Zschirpe, Vorstand des Fördervereins und selbst betroffenes Elternteil, teilte die Ansichten des Elternrats. Ihm zufolge fallen gefühlt 50 bis 60 Prozent der Unterrichtsstunden seiner Tochter, die die 7. Klasse besucht, aus. „Das hier ist keine Kundgebung gegen die Schule, sondern für die Schule,“ betonte Zschirpe. Er wolle, dass die zuständigen Stellen endlich reagieren, damit der dauerhafte Unterrichtsausfall beseitigt wird.
Christian Suhl, dessen Kind ebenfalls eine neunte Klasse besucht, fügte hinzu, dass die politische Verantwortung für die Ausbildungsqualität der Schüler nicht zu vernachlässigen sei. „Die Herausforderungen in der Pflege oder anderen Bereichen brauchen qualifizierte Haupt- und Realschulabschlüsse. An den Oberschulen werden die Arbeitskräfte von morgen ausgebildet,“ erklärte Suhl.
Neben der Zukunftssicherung für die Kinder geht es vielen Eltern um das Vertrauen in das Bildungssystem. Rainer Schmidt, der ebenfalls Kinder an der Oberschule hat, sieht den anhaltenden Unterrichtsausfall als existenzielles Risiko: „Es ist ein strukturelles Problem, das die Zukunftsängste der Eltern und Schüler anheizt.“
Von der Seite der Schulleitung gab es zur Kundgebung zwar keine ausführlichen Statements, doch zeigte sich Schulleiter Mathias Götzl gegenüber der Presse verständnisvoll für die Anliegen der Demonstranten.
Christiane Zichel, Pressesprecherin des Landesamts für Schule und Bildung (LASuB) in Chemnitz, bestätigte auf Anfrage, dass die Situation an der Oberschule Taucha dem Amt bewusst sei. „Die Schulleitung stimmt sich regelmäßig mit unseren Referenten ab, und es gibt enge Absprachen und Beratungen, um Lösungen zu finden.“ Eine vollständige Unterrichtsabsicherung sei derzeit an der Oberschule Taucha jedoch nicht möglich. „Um einen Teil der offenen Stunden abzusichern, arbeiten sowohl angestellte Lehrkräfte als auch Beamte über das normale Stundenmaß hinaus,“ erklärte Zichel.
Die Planungen für eine Verbesserung laufen, und in den kommenden Wochen und Monaten sei eine Entspannung möglich. Die Klassenstufe 10 werde aktuell stabil versorgt. Für die Klassenstufe 9 in der Hauptschule plane die Schulleitung gemeinsam mit dem Lehrerkollegium eine intensive Prüfungsvorbereitungszeit für die Schülerinnen und Schüler. „Abschließend ist die gute Zusammenarbeit mit der Elternvertretung zu erwähnen. In mehreren Gesprächen mit dem Referenten des LaSuB und der Schulleitung wurden Vorschläge und Ideen besprochen und bereits geprüft“, so Zichel weiter.