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Im Gespräch mit Ehrenamtlern: Sächsische Staatsregierung lud ins Gut Graßdorf | Taucha kompakt

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Veröffentlicht am 30.01.2024 17:45

Im Gespräch mit Ehrenamtlern: Sächsische Staatsregierung lud ins Gut Graßdorf

Die Sächsische Staatsregierung lud gestern Abend in den Landgasthof Gut Graßdorf zu einer offenen Gesprächsrunde mit ehrenamtlich tätigen Menschen aus dem Landkreis Nordsachsen. Die trafen auf gesprächsbereite und gut gelaunte Minister und den Ministerpräsidenten. Selbiger teilte vor allem gegen die Bundesregierung aus.

Ministerpräsident Michael Kretschmer bei seiner Begrüßungsrede im Landgasthof Gut Graßdorf (Foto: taucha-kompakt.de)
Ministerpräsident Michael Kretschmer bei seiner Begrüßungsrede im Landgasthof Gut Graßdorf (Foto: taucha-kompakt.de)
Ministerpräsident Michael Kretschmer bei seiner Begrüßungsrede im Landgasthof Gut Graßdorf (Foto: taucha-kompakt.de)

Die Sächsische Staatsregierung lud gestern Abend in den Landgasthof Gut Graßdorf zu einer offenen Gesprächsrunde mit ehrenamtlich tätigen Menschen aus dem Landkreis Nordsachsen. Die trafen auf gesprächsbereite und gut gelaunte Minister und den Ministerpräsidenten. Selbiger teilte vor allem gegen die Bundesregierung aus.

Es kommt nicht oft vor, dass man nahezu die komplette Regierung des Freistaats Sachsen zusammen hat und ihnen direkt sagen kann, was einen bedrückt. Entsprechend gut gefüllt waren gestern der Saal und die Reiterklause des Landgasthofs Gut Graßdorf. Rund 200 Menschen waren der Einladung gefolgt, mit Ministerpräsident Michael Kretschmer und vielen Ministerinnen und Ministern ins Gespräch zu kommen. Mitglieder aus Kunst- und Kultur-, sowie Sportvereinen und Verbänden, Kirchen sowie die Bürgermeister der Umlandgemeinden waren gekommen, um in lockeren Einzelgesprächen ihre Sorgen und Probleme los zu werden.

Zur Begrüßung galt der Dank des Ministerpräsidenten all denen, die sich im Ehrenamt engagieren. Das sei insofern sehr wichtig, weil Zusammenhalt schon immer das gewesen sei, „das uns stark gemacht hat”, so Michael Kretschmer mit Blick auf die großen Demonstrationen gegen „den rechten Stumpfsinn”. Und er verwies auf Kurt Biedenkopf, was er an diesem Abend an einigen Stellen immer wieder tat. „Er hat damals sehr klug um Ideen gestritten. Sehr oft ging von Sachsen die Suche nach Lösungen aus und die Ergebnisse wurden dann im Land kopiert. Lassen Sie uns also nicht verzagen, sondern mit Begeisterung für dieses Land einstehen, das ist meine Bitte an Sie”, so Kretschmer weiter.

Kretschmer: „Landwirte nicht im Vakuum lassen”

In der Vorstellung seiner Minister, die ihn am Montagabend begleiteten, ging er auch auf die Demonstrationen der Landwirte ein. In der Sächsischen Staatsregierung sei man sich einig, dass die einseitigen Kürzungen von heute auf morgen nicht richtig seien. „Wenn 500.000 Menschen auf die Straße gehen und ein Anliegen haben, dann ist es nicht richtig, dass man sich als Regierung wegdreht und sagt, wir sehen das anders und ihr habt Pech gehabt”, meinte Kretschmer begleitet von viel Applaus. Kretschmer erwähnte eine Kabinettssitzung in der vergangenen Woche, an der auch Landwirte teilgenommen hätten. Dabei seien nicht nur Nettigkeiten ausgetauscht worden. „Aber am Ende waren wir gut miteinander, weil wir uns die gegenseitigen Standpunkte angehört haben. Das ist das, was man sich von der Bundesregierung wünschen möchte”, argumentierte der Ministerpräsident weiter.

Er habe sich das Wort Selbstwirksamkeitserfahrung zum Grundsatz gemacht. „Menschen, die ein Anliegen haben und etwas erreichen wollen, im Rahmen des Rechtsstaates und unserer Demokratie, die also ihr Anliegen formulieren, denen steht zu, dass man ihnen zuhört. Die Landwirte dürfen jetzt nicht in einem Vakuum landen. Nicht jede Forderung kann sicher erfüllt werden, aber der Umgang damit macht es aus und entscheidet, ob diese Menschen und viele, die sie beobachten sagen, dass wir in einem Land mit guten Gremien leben und zusammen halten”, sagte Michael Kretschmer und erntete auch dafür Applaus.

Zahlreiche Sächsische Minister und Staatssekretäre in Taucha

Mitgebracht hatte Kretschmer nahezu die gesamte Ministerriege: Wolfram Günther, Staatsminister für Energie, Klimaschutz, Umwelt und Landwirtschaft war ebenso dabei wie Finanzminister Hartmut Vorjohann und Staatsministerin der Justiz und für Demokratie, Europa und Gleichstellung Katja Meier. Ines Fröhlich, Staatssekretärin im Sächsischen Staatsministerium für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr vertrat ihren Minister Martin Dulig. Thomas Popp, Staatssekretär für Digitalisierung, Kulturstaatsministerin Barbara Klepsch und Thomas Schmidt, Staatsminister für Regionalentwicklung sowie Kultusminister Christian Piwarz waren auch anwesend. Petra Köpping, Ministerin für Soziales und Gesellschaftlichen Zusammenhalt sei in Brasilien und bringe Fachkräfte mit, für sie sprang Staatssekretärin Dagmar Neukirch ein. Staatssekretär Dr. Frank Pfeil aus dem Innenministerium vertrat Innenminister Armin Schuster. Und auch Wissenschaftsminister Sebastian Gemkow, Oliver Schenk, Chef der Staatskanzlei und Walter Bürkel, Vizepräsident der Landesdirektion Sachsen waren ebenso zugegen.

Konstantin Krahl, der persönliche Referent von Nordsachsens Landrat Kai Emanuel, betonte anschließend, dass diese starke Präsenz kein Standard sei und nicht das, was man von einer Landesregierung erwarten könne. Er sei froh darüber denn in „diesen bewegten Zeiten ist Kommunikation das A und O”, meinte er und lud ein, auch Kritik und Widerrede anzubringen.

Tobias Meier: „Planungen für B87 müssen weitergehen”

Auch Tauchas Bürgermeister Tobias Meier freute die Anwesenheit der de facto gesamten Landesregierung, dann habe er nicht mehr so lange Wege bis in jedes Ministerium. Natürlich sprach er das Thema B87 an, an dem seit drei Jahrzehnten gerungen würde. Der gesamte Verkehr im Nordraum Leipzigs bräuchte eine Lösung. Seine dringende Bitte sei daher: „Die Planungen für die B87 müssen weitergehen!” Ebenso seien Überlegungen von Seiten der Staatsregierung nötig, wie in Taucha als „Scharnierstadt zwischen Leipzig und dem Landkreis” finanzierbarer Wohnraum entstehen könne. Er sehe in dem Thema großem sozialen Sprengstoff. Hier müssten sich die Kommunen stärker mit der Staatsregierung austauschen. Auch die dritte Grundschule sprach er an und wünschte sich mehr Investitionen in die Bildung vor Ort seitens des Freistaates. „Wir brauchen den Festbau und der kostet Geld, Herr Gemkow kennt das Problem, ich spreche es bei jeder Gelegenheit an”, so Tobias Meier.

Wohlfühl-Termin für Kretschmer & Co.

Michael Kretschmer und auch seine Minister und anderen Begleiter zeigten sich insgesamt offen und interessiert für die Themen, die von den rund 200 Gästen an sie herangetragen wurden. Viele Vereinsmitglieder und auch die Bürgermeister der Umlandgemeinden und Städte in Nordsachsen sprachen sie an. „Es ging mehrfach um Kostensteigerungen. Wir wollen in Sachsen im Bereich Sport führend bleiben, aber die Kosten fressen die Möglichkeiten auf, in Sportstätten zu investieren. Wir wollen versuchen, das finanziell wieder anzuheben”, kündigte der Ministerpräsident an. Auch über die medizinische Versorgungslage und die Situation der Lehrkräfte in Sachsen sprachen wir”, so Kretschmer.

Lisa Kuhley sprach mit Minister Wolfram Günther über die Fortführung der Reparaturförderung. „Ich arbeite im Vorstand des Café Kaputt e.V. in Leipzig. Wir reparieren Haushaltsgegenstände auf Spendenbasis. Der Minister sagte, auf Bundesebene sei eine weitere Förderung geplant, er wolle sich dazu weiter schlau machen”, so Lisa Kuhley. Generell mag sie eher moderierte Veranstaltungen und weniger solche offenen Gesprächsformen. Aber sie finde es gut, dass der Dialog gesucht werde.

Lisa Kuhley im Gespräch mit Wolfram Günther (Foto: taucha-kompakt.de)
Lisa Kuhley im Gespräch mit Wolfram Günther (Foto: taucha-kompakt.de)
Lisa Kuhley im Gespräch mit Wolfram Günther (Foto: taucha-kompakt.de)

Lisa Kuhley im Gespräch mit Wolfram Günther

Barbara Kolditz von der Klima-Initiative Taucha sprach ebenfalls mit Umweltminister Günther. „Wir wollen das Stadtgrün in Taucha etwas ökologischer gestalten”, sagte sie. Die jahreszeitlich mit Blumen bepflanzten Kästen in der Innenstadt seien schön, das ginge aber nachhaltiger mit Pflanzen, die das ganze Jahr Bestand hätten. Auch um

das Stadtradeln ging es, hier vor allem, welche Förderungen es geben könnte.

Barbara Kolditz von der Klima-Initiative und Bernd Klauer von der Kirchgemeinde St. Moritz mit Wolfram Günther. (Foto: taucha-kompakt.de)
Barbara Kolditz von der Klima-Initiative und Bernd Klauer von der Kirchgemeinde St. Moritz mit Wolfram Günther. (Foto: taucha-kompakt.de)
Barbara Kolditz von der Klima-Initiative und Bernd Klauer von der Kirchgemeinde St. Moritz mit Wolfram Günther. (Foto: taucha-kompakt.de)

Barbara Kolditz von der Klima-Initiative und Bernd Klauer von der Kirchgemeinde St. Moritz mit Wolfram Günther.

Uwe Kleine vom LC Taucha e.V. meinte, in Taucha gebe es schon eine gute Ausgangssituation, was die Sportförderung angehe. „Wir jammern hier auf hohem Niveau, also eigentlich jammern wir gar nicht. Es tat aber dennoch gut, mal den Austausch auf Ministerebene zu suchen”, sagte er.

Gunnar Simon, Geschäftsführer der städtischen Wohnungsgesellschaft WOTa, machte sich bei den Mitgliedern der Staatsregierung stark für bezahlten Bildungsurlaub sowie die weitere Förderung von Balkonkraftwerken. „Und natürlich ging es um die Gebietskulissen für die Wohnraumförderung”, sagte er. Aktuell steht die WOTa vor dem Problem, dass die Eigenmittel der städtischen Gesellschaft nicht ausreichen, um Geschosswohnungsbau voranzutreiben.

Katrin Büchner von der Zeit-Tausch-Börse Taucha zeigte sich sehr angetan von dem Abend. „Das war super zum Netzwerken, hat Spaß gemacht”, lobte sie die Veranstaltung.

Gegen Ende des Abends saß Ministerpräsident Kretschmer noch mit Vertretern von Kirchen wie etwa Janet Liebsch vom Diakonischen Werk Eilenburg und Gilbert Peikert von der Bruderschaft Liemehna e.V. zusammen. Thematisch vielfältig wurde diskutiert, unter anderem rückblickend auf Corona. „Natürlich wurden Fehler gemacht, von allen. Was bringt es aber jetzt, darauf rumzureiten? Stattdessen sollte man nach vorn schauen, damit wir in der nächsten Krise besser zusammenstehen können”, so Kretschmer. Auch über die aktuellen Streiks im öffentlichen Dienst oder öffentlichen Nahverkehr wurde gesprochen. „Klar müssen Menschen für ihre Arbeit gut verdienen. Aber was teilweise in Bezug auf die Arbeitszeit gefordert wird, funktioniert nicht. Es arbeiten in Deutschland immer mehr Menschen, was gut ist. Aber die reine Stundenleistung geht immer weiter runter. Wie sollen wir so wettbewerbsfähig bleiben?”, fragte Kretschmer.

Und wie lange arbeitet Kretschmer täglich, wollte ein Teilnehmer am Tisch wissen. Er zähle keine Stunden. Sein Tag beginne regelmäßig gegen 6.30 Uhr. Dann bereite er das Frühstück für seine Frau und die Kinder zu. Das jüngste Kind bringt er zur Schule, Dienstbeginn sei gegen 8 Uhr. „Und dann geht es bis Abends. Wie lange, ist unerheblich, solange es etwas zu tun gibt oder man ins Gespräch kommen kann wie heute”, meint der Ministerpräsident. Ein Wochenende im Monat gehöre ganz ihm und der Familie. Dann werde oft gewandert im Zittauer Gebirge.

Margot Witt vom Landgasthof Gut Graßdorf, deren Team die Gäste schnell und freundlich versorgte, nutzte die Chance für ein Foto mit dem Ministerpräsidenten. (Foto: taucha-kompakt.de)
Margot Witt vom Landgasthof Gut Graßdorf, deren Team die Gäste schnell und freundlich versorgte, nutzte die Chance für ein Foto mit dem Ministerpräsidenten. (Foto: taucha-kompakt.de)
Margot Witt vom Landgasthof Gut Graßdorf, deren Team die Gäste schnell und freundlich versorgte, nutzte die Chance für ein Foto mit dem Ministerpräsidenten. (Foto: taucha-kompakt.de)

Margot Witt vom Landgasthof Gut Graßdorf, deren Team die Gäste schnell und freundlich versorgte, nutzte die Chance für ein Foto mit dem Ministerpräsidenten.


Daniel Große
Daniel Große
Daniel Große arbeitet seit 2001 als freier Journalist und berichtet hier zu allen Themen, die unsere Region bewegen. Infrastruktur, Blaulicht-Meldungen, Veranstaltungen, Neues aus den Rathäusern und vieles mehr veröffentlicht er hier. Schnell, kompakt und verständlich.

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