Unternehmen aller Branchen klagen über Fachkräftemangel. Eine Chance liegt in der Zuwanderung ausländischer Arbeitnehmer. Umso unverständlicher dann für Betriebsinhaber, wenn ausgebildete und gut integrierte Fachkräfte gehen sollen. Dies passierte jetzt einer Tauchaer Unternehmerin.
Le Van Hoang kann es noch nicht richtig fassen. „Für mich geht ein Traum in Erfüllung, es fühlt sich noch unwirklich an“, sagt der 29-Jährige Vietnamese. Seit 2010 lebt er mit seiner Mutter und seiner Schwester in Deutschland, seit einigen Jahren in Leipzig. Im Jahr 2018 begann er eine Lehre als Heizungs- und Sanitärmonteur bei der Oltrogge Haustechnik GmbH in Taucha. „Le ist sehr geschickt und freundlich, ein echter Gewinn für unser Unternehmen“, sagt Geschäftsführerin Manuela Hauke-Oltrogge.
Umso schockierender das Schreiben der Ausländerbehörde, das im März bei Le Van Hoang eintraf: Bis 7. April sollte er ausgereist sein, weil seine Duldung abgelaufen war. „Die offizielle Begründung war, weil er keine wirtschaftlichen und familiären Bindungen nach Deutschland hat. Offenbar interessierte nicht, dass Mutter und Schwester hier leben und einem Beruf nachgeht, also Steuern und Sozialversicherungsbeiträge zahlt“, sagt Volker Lux, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer zu Leipzig. Aufmerksam auf den Fall des 29-Jährigen wurde er durch Jens Barthelmes, Stukkateur-Meister aus Taucha und Mitglied des Stadtrates für die Unabhängigen Wähler. „Manuela Hauke-Oltrogge hat mich angerufen, ob ich Kontakte hätte und vermitteln könne“, sagt er. Beide kennen sich seit vielen Jahren. Jens Barthelmes konnte helfen: „Ich habe gute Kontakte zur Geschäftsführung der Handwerkskammer und glücklicherweise ging dann alles ganz schnell“, berichtet er.
Volker Lux nahm Kontakt zu Leipzigs Ordnungsbürgermeister Heiko Rosenthal auf. Der wiederum kontaktierte die Ausländerbehörde. Formulare wurden ausgetauscht und eine so genannte Vorabbescheinigung erstellt. Diese regelte, dass Le Van Hoang in Vietnam einen Termin für die Ausstellung eines Visums erhält. Anfang April war er tatsächlich dort. Nach einer Woche hatte er das Visum, darf jetzt legal für ein Jahr hier sein und kann sich um eine dauerhafte Aufenthaltsgenehmigung kümmern.
Ein glücklicher Ausgang einer Geschichte, über die Volker Lux dennoch den Kopf schüttelt: „Wir als Handwerkskammer haben ambitionierte Projekte, um ausländische Fachkräfte hier auszubilden. Wenn dann ein ausgebildeter Fachmann ausreisen muss, fehlt mir ehrlich gesagt der intellektuelle Zugang. Wir konnten von Glück reden, dass es hier so viele kompetente Menschen gab, die schnell geholfen haben“, sagt der Hauptgeschäftsführer. Für ihn war es der erste Fall dieser Art. „Solche Dinge löst man, wenn man sich vertraut. Wir haben gute Kontakte zur vietnamesischen Botschaft. Sicher auch, weil wir in Vietnam Fahchkräfte in 22 Berufen an 46 Berufsschulen ausbilden. Die Absolventen können sich dann entscheiden, ob sie in Betrieben in Sachsen arbeiten oder lieber in Vietnam bleiben wollen“, erklärt er.
Le Van Hoang ist nun überglücklich: „Ich möchte weitere Lehrgänge besuchen und auch meinen Meister absolvieren. Danke an alle, die dies nun möglich gemacht haben!“