Die Stadtverwaltung Taucha setzt an der Grundschule Am Park und in der Nähe der Regenbogenschule in Kürze mobile Maßnahmen ein, um den Fußverkehr, insbesondere für die Schulkinder, sicherer zu gestalten. Den Fördervereinen der Schulen genügt dies nicht.
Der gestrige Vorfall an der Regenbogenschule hat es gezeigt: Die Verkehrssituation an der Klebendorfer Straße ist für Kinder teils gefährlich. Ein 8-jähriges Mädchen war hier seitlich von einem Auto erfasst worden. Außer einigen Schürfwunden und einem gehörigen Schrecken ist dem Kind glücklicherweise nichts passiert.
Seit Jahren kämpft der Förderverein der Regenbogenschule um eine Verbesserung der verkehrlichen Situation an der Klebendorfer Straße. Insbesondere ein Zebrastreifen wird hier als geeignete Maßnahme gesehen. Ob dieser rechtlich umsetzbar ist, darüber gibt es in Verwaltung, bei der Polizei und den Eltern offenbar unterschiedlich vorherrschende Meinungen. Den Eltern werde von der Stadt stets signalisiert, die StVO untersage das Anlegen eines Fußgängerüberwegs in Tempo-30-Zonen. Die „Handlungsanweisung zur Anlage und Ausstattung von Fußgängerüberwegen (FGÜ) im Freistaat Sachsen“ sagt tatsächlich aus, dass hier normalerweise andere Querungshilfen (etwa vorgezogene Seitenräume und Mittelinseln) statt eines Zebrastreifens genutzt werden sollen. Allerdings wäre ein Fußgängerüberweg ausnahmsweise zulässig, wenn besonders schutzbedürftige Personen, also auch Kinder, die Stelle regelmäßig queren und die weiteren Einsatz- und Eignungskriterien erfüllt sind.
Um der Forderung nach einem Zebrastreifen Nachdruck zu verleihen und die besondere Verkehrssituation rund um die Schule deutlich zu machen, führte der Förderverein eine Verkehrszählung und eine Umfrage durch. Die Zählung vom 5. März 2025 zeigte zwischen 7 und 8 Uhr ein hohes Querungsbedürfnis an der Klebendorfer Straße: 128 Querungen über die Klebendorfer (66 Kinder, 62 Erwachsene) und 105 Querungen über die Rudolf-Breitscheid-Straße (57 Kinder, 48 Erwachsene). Zuströme in die Rudolf-Breitscheid-Straße kamen sowohl aus der Klebendorfer (157 Kinder, 88 Erwachsene) als auch aus der Friedrich-Engels-Straße (153 Kinder, 102 Erwachsene). Der Kfz-Verkehr konzentrierte sich stark auf Bring- und Holvorgänge: In der Rudolf-Breitscheid-Straße wurden 168 einfahrende Fahrzeuge gezählt – davon 61 parkend/haltend, 66 im Parkverbot, 4 auf einem Parkplatz und nur 37 Durchfahrten. Das spricht für einen ausgeprägten „Elterntaxi“-Effekt direkt vor Unterrichtsbeginn.
Das Bild passt zur Schülerumfrage vom 13. Februar (317 Teilnahmen also rund 80 Prozent der damaligen Schüler): 41 Prozent kamen zu Fuß, 36 Prozent per Auto, 13 Prozent mit dem Bus, 10 Prozent mit dem Fahrrad. In den 1. Klassen lag der Auto-Anteil bei 57 Prozent. Die Zählung und Umfrage fand zu einer Zeit statt, als in der Regenbogenschule auch noch die Kinder der 3. Grundschule unterrichtet wurden.
Nachdem die Stadt Taucha das Anlegen eins Fußgängerüberwegs in der Klebendorfer Straße offenbar für rechtlich nicht umsetzbar hält, gibt es nun eine andere Lösung: Wie Jens Rühling, Fachbereichsleiter Ordnung und Soziales, mitteilt, würde innerhalb der kommenden zwei Wochen an der Ecke Klebendorfer/Rudolf-Breitscheid-Straße, also dort, wo sich gestern der Unfall ereignete, eine mobile Querungshilfe eingerichtet, die es Fußgängern zumindest auf einer Seite ermöglichen soll, ungehindert bis zur Straßenmitte zu laufen. Diese Anlage sei als Modellversuch bis 19. Dezember vorgesehen. Danach wollte man entscheiden, ob der Versuch fortgeführt und die Anlage möglicherweise fest installiert wird.
Der Förderverein der Regenbogenschule ist mit der Lösung „super unglücklich“, wie eine Vertreterin gegenüber Taucha kompakt sagt. Sie befürchtet ein großes Verkehrschaos und nicht genügend Schutz für die Kinder. Das Ziel bleibe nach wie vor ein Zebrastreifen an dieser Stelle. Man bleibe im Sinne der Sicherheit der Kinder hier weiter hartnäckig, heißt es aus dem Verein. Dass Fußgängerüberwege sehr wohl in Tempo-30-Zonen machbar sind, zeige unter anderem die Stadt Leipzig. In der Gießerstraße befinde sich vor einer Grundschule der breiteste Zebrastreifen der Stadt, argumentiert der Förderverein. Jens Rühling erklärt auf Nachfrage, dass nach Abschluss des Modellversuchs das Gespräch mit den Behörden gesucht werde. „Sollte sich die Einrichtung eines Zebrastreifens als machbar erweisen, müssen wir sehen, welche baulichen Maßnahmen nötig wären und ob der Stadtrat das Geld dafür zur Verfügung stellt”, so Rühling weiter.
Auch vor der Grundschule am Park bewerten Eltern die verkehrliche Situation stets als mangelhaft und gefährdend. Im Rahmen eines „Fußverkehrschecks“ wurden verschiedene Möglichkeiten ausgearbeitet. Ebenfalls als Modellprojekt wird dort nun mit Beginn der Schule am Montag ein Teil der Zufahrt zum Parkplatz Festwiese als Fußweg abgesperrt, so Jens Rühling. Von der rund 5,50 Meter breiten Zufahrt bleiben dann nur noch 3,20 Meter. Ausgefahren werden kann zudem nur über den kleinen Parkplatz an der Straße. Dies solle Begegnungsverkehre bei gleichzeitigem Fußverkehr vermeiden. Der Versuch läuft hier ebenfalls bis 19. Dezember.
„Wir werden sehen, ob das etwas bringt. Zumindest ist das eine Maßnahme, die recht einfach und mit wenig Geld umzusetzen ist“, so Susanne Troeger, Vorsitzende des Fördervereins der Grundschule Am Park. Unglücklich zeigt sie sich dennoch, weil es auf weitere Vorschläge ihrerseits keine Antwort der Verwaltung gab. „So hatte ich angeregt, eine bereits vorhandene Bodenhülse für einen Poller um weitere vier zu ergänzen. Auch hatten wir vorgeschlagen, die vorgesehenen Absperrgitter durch gelbe oder weiße Bodenmarkierungen zu ersetzen, um Kosten zu reduzieren“, so Troeger weiter. Beide Vorschläge seien zudem nachhaltigere Lösungen über die Zeit des Modellversuchs hinaus.