Seit mehreren Wochen ist der Aufzug am Bahnhof Taucha defekt. Für viele Menschen ist das mehr als nur lästig. Besonders betroffen sind ältere und gehbehinderte Fahrgäste, aber auch Pendler, die ihr Fahrrad in die S-Bahn mitnehmen wollen. Ohne Aufzug bleibt ihnen nur der Weg über die Treppen.
Wie spürbar das ist, beschreibt der Tauchaer Rechtsanwalt Christoph Knappe: „Gehbehinderte oder Personen mit Kinderwagen oder schwerem Gepäck sowie mit Elektro-Fahrrädern haben keine barrierefreien Alternative. Die Bahnsteige 2 und 3 und damit der gesamte Zugverkehr Richtung Leipzig ist derzeit nur über zwei Treppen mit 24 Stufen erreichbar. Auf Gleis 3 haben außerdem viele S-Bahnen aus Leipzig kommend ihre Endstation oder ihren Startpunkt. Als Bahnvielfahrer, auch im Raum Leipzig, kenne ich keinen Aufzug, der dort so häufig und dann auch noch jeweils so lange wie derjenige in Taucha ausfällt“, beklagt er und fragt nach den Gründen.
Die Deutsche Bahn verweist nach Anfrage von Taucha kompakt auf zwei Ursachenstränge. Zum einen habe es „aufgrund unsachgemäßer Nutzung“ immer wieder kurzfristige Ausfälle gegeben. Diese seien „jeweils innerhalb von 24 Stunden behoben“ worden. Der jetzige, länger andauernde Stillstand gehe jedoch „auf ein defektes Sicherheitsbauteil“ zurück. „Wir bemühen uns um eine schnellstmögliche Ersatzteilbeschaffung und Reparatur des Aufzugs“, so Bahn-Sprecher Jörg Bönisch. Einen konkreten Termin nannte die Bahn bislang nicht.
Böhnisch erwähnt weiter, dass sich in der Nähe „leider keine Verkehrsstationen befinden, die den Mobilitätsansprüchen genügen“. Als Alternative rät er, die Straßenbahn Richtung Leipziger Hauptbahnhof zu nutzen. Dieser Hinweis hilft vielen Betroffenen in Taucha jedoch kaum weiter. Die Haltestellen im Stadtgebiet sind derzeit nicht barrierefrei ausgebaut. Nach bisherigem Planungsstand ist mit einem umfassenden barrierefreien Ausbau erst etwa ab 2028 zu rechnen.
Für Menschen, die auf stufenfreie Zugänge angewiesen sind, entsteht so eine doppelte Lücke: Weder der Weg zu den S-Bahn-Gleisen noch der Umstieg auf die Tram ist ohne Hindernisse möglich. Für Betroffene bedeutet das: längere Wege, Umwege über andere Bahnhöfe oder die Aufgabe, zusätzliche Hilfe zu organisieren. Pendeln wird so zum Organisationsakt. Für eine Kleinstadt wie Taucha ist das ein gravierender Standortnachteil.