„Taucha bricht auf“: Eltern stoßen Lernwende an – Veranstaltung am 23. Oktober | Taucha kompakt

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Veröffentlicht am 10.10.2025 16:36

„Taucha bricht auf“: Eltern stoßen Lernwende an – Veranstaltung am 23. Oktober

Die Initiatoren Susanne Troeger und Janine Friebel vor dem Plakat der 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung an der Grundschule Am Park.  (Foto: Daniel Große)
Die Initiatoren Susanne Troeger und Janine Friebel vor dem Plakat der 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung an der Grundschule Am Park. (Foto: Daniel Große)
Die Initiatoren Susanne Troeger und Janine Friebel vor dem Plakat der 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung an der Grundschule Am Park. (Foto: Daniel Große)

Taucha wagt den Aufbruch in eine neue Lernkultur. Am Donnerstag, 23. Oktober 2025, 17:30 Uhr, laden verschiedene engagierte Eltern aus Taucha in die Grundschule am Park ein. Unter dem Titel „Taucha bricht auf“ soll erklärt und diskutiert werden, wie sich Schule verändern sollte, damit sie wieder interessant für die Schüler wird.

Auf dem Programm stehen Impulse aus der Praxis, Kinderstimmen zum FREI DAY und Beispiele anderer Schulen. Die Teilnahme ist begrenzt; eine Anmeldung bis 21. Oktober ist erforderlich. Vorab gibt Sachsens Kultusminister Conrad Clemens in kleiner Runde einen Impuls für geladene Gäste.

Vorbild FREI DAY

Initiiert wird die Veranstaltung unter anderem von den Tauchaer Eltern Susanne Troeger, Susan Danke, Daniela Zander, Janine Friebel und Jan Hartung. Taucha kompakt sprach vorab mit Susanne Troeger und Janine Friebel. Beide entdeckten den FREI DAY, als ihre Kinder an der Grundschule Am Park waren. Der FREI DAY ist ein Lernformat der Initiative Schule im Aufbruch. Kinder wählen eigene Zukunftsfragen, arbeiten mit Partnern aus der Stadtgesellschaft und setzen Projekte um; Lehrkräfte begleiten den Prozess. Ziel ist, Verantwortung, Teamarbeit und Mut zum Handeln zu stärken. „Wir haben hier erlebt, wie Selbstwirksamkeit entsteht, wenn Kinder eigene Fragen verfolgen und Verantwortung übernehmen. Das verändert den Blick auf Lernen – und auf Taucha“, sagt Susanne Troeger. Janine Friebel ergänzt: „Wir wollen, dass diese Erfahrung nicht an der Grundschule endet. Auch weiterführende Schulen brauchen Formate, die Kinder aus dem Schultrott holen.“

Auf dem kürzlich stattgefundenen Netzwerktreffen an der Quartiersschule Ihmelsstraße in Leipzig rannten sie damit buchstäblich offene Türen ein. „Wir waren die einzigen Eltern – und genau die haben oft im Transformationsprozess gefehlt.“ Die Schule Ihmelsstraße hat einen solchen Prozess bereits angestoßen und ist dabei, Schule neu zu denken. Aus dem Austausch mit Margret Rasfeld (Schule im Aufbruch) und Ute Puder vom Reallabor Leipzig sei dann die Idee für „Taucha bricht auf“ entstanden. Hier sollen alle an einen Tisch geholt werden: Politik, Lehrkräfte, Schüler, Eltern. Auf der Bühne in Taucha berichtet am 23. Oktober die Quartiersschule über „SOUL – Selbstorganisiertes Unterrichten und Lernen“, ihr schuleigenes Coaching- und Selbstlernformat.

Auch Achtsamkeit und Tagesstruktur stehen im Fokus: Kathrin Schütze, Schulleiterin der Grundschule Gickelsberg (Kamenz), stellt MeTAzeit vor – kurze, ritualisierte Einheiten aus Bewegung, Meditation und Achtsamkeit, fest im Stundenplan verankert. „Das verbessert Lernklima und Beziehungen – und senkt Stress.“

Lernlust geht verloren

Und warum das Ganze? Ist Schule wirklich so schlecht, dass wir sie komplett reformieren müssen? „Fragt man Kinder vor der Einschulung, freuen sich fast alle auf Schule. In Klasse 9 sind es deutlich weniger, nicht mal mehr 40 Prozent. Irgendwo unterwegs verlieren wir also die Lernlust – das dürfen wir nicht hinnehmen“, sagt Janine Friebel. „Unsere Welt hat sich rasant verändert. Schule arbeitet vielerorts noch wie in den 60ern: viel Frontalunterricht, wenig echte Verantwortung“, sagt Susanne Troeger.

Beide betonen, dass Lernen nicht am Schultor endet. „Alles kann Lernort sein“, so Troeger. „Wenn in Physik der elektrische Strom nur auf Papier existiert, fehlt das Verständnis. Wir brauchen Handwerker, Vereine, Unternehmen, Seniorenheime – die ganze Stadtgesellschaft. Dann sehen Kinder: Ich kann etwas für Taucha bewegen.“
Dass neue Wege funktionieren, zeigen Vorbilder: Die Alemannenschule Wutöschingen hat in einer ländlichen Region mit projektorientiertem, offenem Lernen Strahlkraft für die ganze Gemeinde entwickelt. „Solche Beispiele machen Mut – Schule kann ein Ort sein, der Menschen anzieht statt sie zu verlieren“, so Friebel.

Der Abend in Taucha will keine Theorie verkaufen, sondern Blaupausen zeigen: „Viele Schulen sind den Weg schon gegangen. Man muss nicht bei Null anfangen“, sagt Troeger. Eingeladen sind auch Bürgermeister Tobias Meier und Andreas Windhövel, als Fachbereichsleiter Innere Verwaltung zuständig für die Schulen in Taucha. „Wir möchten aus der Veranstaltung konkrete Verabredungen mitnehmen – wie wir Frei-Day, SOUL oder MeTAzeit auf Taucha übertragen.“

Ein zentraler Bezugsrahmen ist „Bildungsland Sachsen 2030“ – die Strategie des Kultusministeriums für die Schule der Zukunft. Sie bündelt Maßnahmen in vier Handlungsfeldern (Lernen, Steuerung, Professionalisierung, Infrastruktur), setzt auf fächerübergreifendes, kompetenzorientiertes Lernen, selbstbestimmte Lernphasen, digitale und hybride Formate und mehr Spielräume für Schulen. Kurz: Evolution statt Revolution – aber mit klaren Zielen bis 2030.

Kurz erklärt

„Bildungsland 2030“

Sachsen hat einen mehrjährigen Strategieprozess abgeschlossen. Ergebnis ist ein Maßnahmenpaket bis 2030 mit vier Schwerpunkten (Lernen, Steuerung, Professionalisierung, Infrastruktur). Es sieht u. a. flexible Stundentafeln, fächerübergreifende Lernformate, Phasen selbstbestimmten Lernens, digitale/hybride Angebote und mehr Eigenverantwortung der Schulen vor.

    Janine Friebel ordnet ein: „Bildungsland 2030 gibt die Richtung vor – weg vom Stoffabspulen, hin zu Verantwortung und Anwendung. Es öffnet Freiräume für fächerübergreifendes Lernen und Kooperationen mit Partnern in der Stadt.“ Gleichzeitig verschweigt sie die Realität nicht: Lehrermangel und Unterrichtsausfall belasten den Alltag. „Gerade deshalb brauchen wir Formate, die Ressourcen klug nutzen und die Wirtschaft, Vereine und Eltern einbinden.“

    Zum Abschluss richtet Susanne Troeger den Blick nach vorn: „Wir möchten, dass unsere Kinder in Taucha weiterhin lernen, Verantwortung zu übernehmen – für sich, für andere und für den Ort, an dem sie leben. Das geht nur gemeinsam.“

    Anmeldung erforderlich

    Der öffentliche Teil beginnt am 23. Oktober um 17:30 Uhr im Foyer der Grundschule Am Park. Die Plätze sind begrenzt; Anmeldung bis 21. Oktober zwingend erforderlich über diese Website.

      Hinweis:


      Daniel Große
      Daniel Große
      Daniel Große arbeitet seit 2001 als freier Journalist und berichtet hier zu allen Themen, die unsere Region bewegen. Infrastruktur, Blaulicht-Meldungen, Veranstaltungen, Neues aus den Rathäusern und vieles mehr veröffentlicht er hier. Schnell, kompakt und verständlich.

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