Im Pflegeheim Am Veitsberg zwischen Leipzig-Portitz und Taucha stehen Veränderungen an: Ab November sollen hier zusätzlich rund 20 Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund betreut werden. Betreiber des Pflegeheims ist der Kreisverband Leipzig Land des Deutschen Roten Kreuzes (DRK). Seit Bekanntwerden der Pläne in dieser Woche richtet sich der Volkszorn im Internet gegen das DRK. Von sich verschlechternden Bedingungen für die älteren Bewohner ist unter anderem die Rede. Taucha kompakt erklärt, was bekannt und geplant ist.
Im Pflegeheim Am Veitsberg zwischen Leipzig-Portitz und Taucha stehen Veränderungen an: Ab November sollen hier zusätzlich rund 20 Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund betreut werden. Betreiber des Pflegeheims ist der Kreisverband Leipzig Land des Deutschen Roten Kreuzes (DRK). Seit Bekanntwerden der Pläne in dieser Woche richtet sich der Volkszorn im Internet gegen das DRK. Von sich verschlechternden Bedingungen für die älteren Bewohner ist unter anderem die Rede. Taucha kompakt erklärt, was bekannt und geplant ist.
Das DRK Leipziger Land hat die Pläne vorerst zurückgestellt. Man wolle neu überlegen, hieß es.
Pflegeheim Am Veitsberg: Einrichtung für minderjährige Ausländer kommt wohl doch nicht
Ab 1. November sollen im DRK-Pflegeheim Am Veitsberg auch unbegleitete minderjährige Geflüchtete wohnen. „Geplant ist die Unterbringung von 18 bis 20 Kindern und Jugendlichen im Alter von 14 bis 18 Jahren, zunächst für die Dauer von einem Jahr”, sagt Katharina Höhne, Vorsitzende des DRK Kreisverbandes Leipzig-Land e.V. Die Erfahrung an anderen Standorten zeige, dass die dann tatsächlich zugewiesenen Jugendlichen meist im Alter von 16 bis 17 Jahren seien. Aus welchen Ländern sie kommen und wo sie bislang untergebracht waren, könne sie aber noch nicht beantworten: „Das entscheidet sich erst nach der behördlichen Genehmigung der Einrichtung der Jugendhilfe und Zuweisung des Landratsamtes”, so Höhne. Zuständig wird hier das Landratsamt Nordsachsen sein, welches mit dem Landratsamt Leipziger Land kooperiert. Denn betreiben soll die Jugendhilfeeinrichtung Am Veitsberg der DRK Kreisverband Muldental e.V.
Seit längerem befinde sich der Kreisverband Leipziger Land in einem Strategieprozess zur Weiterentwicklung des Geländes Am Veitsberg. Grund seien fehlende Pflegekräfte mit Ausbildung in der Altenpflege. Durch die Kontakte zu Behörden und Ämtern sei man aufmerksam gemacht worden, dass die Landkreise händeringend nach Kapazitäten zur Unterbringung geflüchteter Minderjähriger suchen würden. Eine komplette Neuausrichtung des Standortes nur für die Unterbringung Geflüchteter schließt Höhne aber aus: „Wir betreiben das Seniorenheim mit dem vorhandenen Personal weiter. Mangels Personal mussten wir die Kapazitäten einschränken”, erklärt sie. Altenhilfe und Generationenwohnen sollen weiter am Standort bleiben, Jugendhilfe schließe sich da nicht aus.
Untergebracht werden sollen die Jugendlichen in einem klar abgegrenzten Bereich des Pflegeheimes, der aktuell wegen eigentlich nötiger Sanierungsarbeiten ohnehin leer stünde, so die Vorstandsvorsitzende. Die Sanierungen seien abgebrochen worden, weil sich die Lage am Arbeitsmarkt nicht verbessert hätte. „Also nutzen wir die Räumlichkeiten nun erst mal für ein Jahr als Einrichtung der Jugendhilfe und sehen dann weiter”, so Höhne. Einschränkungen für die Seniorinnen und Senioren würde es dadurch nicht geben. „Wenn wir weiter saniert hätten, hätte der gesamte Bereich ohnehin nicht zur Verfügung gestanden. Am Ende wird nun nicht genutzte Kapazität einfach anders genutzt. Durch kleinere Maßnahmen ist hier die Abgrenzung möglich, damit sich Jugendliche und Senioren nicht stören. Wobei wir natürlich durchaus den Kontakt der Generationen nicht verbieten, wenn sie dies wünschen. Der Trend geht zu Mehrgenerationsprojekten. Wir sind eine soziale Organisation und wollen soziale Zwecke erfüllen”, erklärt Katharina Höhne weiter.
Im Internet, vor allem in den Facebook-Gruppen entlädt sich seit Bekanntwerden der Pläne der Zorn über das Vorhaben. Von einem „Einpferchen” der alten Bewohner ist da unter anderem die Rede. „Wir haben weiterhin mehr Räume, als wir mit Personal betreuen könnten. Niemand wird zusammengepfercht. Im Gegenteil, durch die Personalsituation sind wir derzeit in der Lage, auf Doppelzimmer verzichten zu können. Für die Bewohner ist das schön, für mein Personal eher nicht, weil sie immer in ein weiteres Zimmer laufen müssen”, sagt die Vorsitzende. Generell werde es keine nachhaltigen Änderungen oder Beeinträchtigungen für die Senioren geben. Lediglich der Ort für das wöchentliche gemeinsame Singen ändere sich: Bislang habe dies im künftigen Eingangsbereich der nun geplanten Jugendhilfeeinrichtung stattgefunden. „Wir werden dafür künftig einen Wohnbereich nutzen, das ist schon alles”, so Höhne.
Auch dass man polnisches Pflegepersonal entlassen hätte, sei nicht korrekt. Vielmehr sei es so, dass über eine Zeitarbeitsfirma auch Personal mit Migrationshintergrund im Pflegeheim Am Veitsberg gearbeitet hätte. Die Zeitarbeitsfirma werde aktuell nicht mehr beschäftigt. Im direkten Zusammenhang mit der Unterbringung der geflüchteten Minderjährigen stehe dieser Fakt aber nicht.
Geplant sei seitens des DRK-Kreisverbandes Leipziger Land, mit Ankunft der ersten Kinder und Jugendlichen auch Sicherheitskräfte einzusetzen, welche die Sprache der Geflüchteten sprechen. Damit hätte man an anderen Standorten des Kreisverbandes gute Erfahrungen gemacht. Generell würden die Geflüchteten rund um die Uhr betreut. Es werde ihnen der Schulbesuch ermöglicht, das Lernen der deutschen Sprache und eine Ausbildung angeboten. Besorgt müsse wegen der maximal 20 Kinder niemand sein, so Katharina Höhne.
Am heutigen Abend findet in der Gaststätte zur Sandgrube eine Bürgerversammlung statt. Der Leipziger Stadtrat Falk Dossin, Landtagsmitglied Holger Gasse und Bundestagsabgeordneter Jens Lehmann (alle CDU) wollten hier eigentlich über Themen im Nordosten sprechen. „Wir hören uns regelmäßig an, was die Menschen bewegt und sprechen mit ihnen zu verschiedenen Dingen”, so Falk Dossin. „Irgend jemand hat nun aber eine Art Einladung mit Bezug auf die Jugendhilfeeinrichtung Am Veitsberg verschickt. Damit wird nun eine Erwartungshaltung aufgebaut, die wir gar nicht erfüllen können. Wir können gern über das Thema sprechen, aber konkret Auskunft geben können wir nicht”, so Dossin.
Im Kultur- und Sozialausschuss des Tauchaer Stadtrates soll morgen über das Thema eingehend gesprochen werden, heißt es aus Reihen der Stadträte.
Update, 17.45 Uhr
Das Jugendamt des Landkreises Nordsachsen teilt auf Anfrage dazu noch mit: „Wie alle Kinder und Jugendlichen genießen auch minderjährige Ausländer in Deutschland einen besonderen Schutz und Status, was Unterbringung und Betreuung angeht. Die Verteilung von unbegleiteten minderjährigen Ausländern (umA) erfolgt über den Königsteiner Schlüssel zunächst auf die Bundesländer und im Falle Sachsens durch das Landesjugendamt mit dem gleichen Schlüssel auf die Kreisfreien Städte und die Landkreise. Mit Stand vom 18. August ist der Landkreis Nordsachsen für die Unterbringung und Betreuung von 70 umAs verantwortlich. Einige sind bei Verwandten untergebracht, hinzu kommt eine Wohngruppe. Der Großteil von ihnen lebt jedoch gemeinsam mit deutschen Kindern in bestehenden Einrichtungen der Jugendhilfe in verschiedenen Städten und Gemeinden des Landkreises sowie in Halle und Leipzig.”
Im Landkreis Nordsachsen seien die aktuell verfügbaren Unterbringungskapazitäten ausgelastet. Da mit weiteren Zuweisungen zu rechnen sei, müssten die Kapazitäten erweitert werden. Teil dieser Erweiterung sei unter anderem die geplante Teilnutzung des Altenpflegeheims in Taucha.