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nextbike-Räder aus Taucha abgezogen – Förderprojekt endet ohne Fortführung | Taucha kompakt

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Veröffentlicht am 02.06.2025 13:36

nextbike-Räder aus Taucha abgezogen – Förderprojekt endet ohne Fortführung

Das Experiment nextbike ist in Taucha vorerst beendet. (Foto: Daniel Große)
Das Experiment nextbike ist in Taucha vorerst beendet. (Foto: Daniel Große)
Das Experiment nextbike ist in Taucha vorerst beendet. (Foto: Daniel Große)

Die Ära des Fahrradverleihsystems von nextbike in Taucha ist beendet: Nachdem die einjährige Förderphase Ende April ausgelaufen war, wurden die Leihfahrräder im Mai abtransportiert. Eine Fortführung des Angebots wird es vorerst nicht geben – das hat der Finanzausschuss der Stadtverwaltung bereits im März entschieden. Grund dafür sind die aus Sicht der Stadt geringen Nutzungszahlen und die auch bei möglicher Anschlussförderung verbleibenden hohen Kosten für den städtischen Haushalt.

Das Fahrradverleihsystem war im April 2024 als Teil des vom Bundesverkehrsministerium geförderten Modellprojekts „Ready for Smart City Robots“ (R4R) eingeführt worden. Koordiniert vom Landkreis Nordsachsen, wurde nextbike in Taucha zunächst für ein Jahr gefördert, während Schkeuditz eine doppelt so lange Laufzeit erhielt.

Die Nutzung blieb in Taucha hinter den Erwartungen: Von April 2024 bis Januar 2025 nutzten laut einer Zwischenbilanz 541 Personen das Angebot, davon 208 nur einmal. Nur 97 Personen kamen auf zehn oder mehr Fahrten. Insgesamt wurden bis Oktober 2024 rund 3.500 Fahrten gezählt – im Schnitt etwa 16 bis 18 Ausleihen pro Tag. Bei kalkulierten Kosten von 75 Euro pro Rad und Monat hätte die Stadt bei 52 Rädern (darunter zwei Lastenräder) jährlich rund 46.800 Euro aufbringen müssen – bei 6.000 Fahrten wären das rund 7,50 Euro pro Fahrt, abzüglich Einnahmen. Eine Fortführung stand darum seit Jahresanfang bereits auf der Kippe.

Wie Klimaschutzmanager Philipp Tommrich bestätigt, wurde das Thema im März erneut im Finanzausschuss vorgestellt – mit dem Ziel, verschiedene Anschlussmöglichkeiten auszuloten. Eine mögliche Beteiligung an einer größeren EFRE-Förderung scheiterte letztlich an der fehlenden finanziellen Tragfähigkeit: Selbst bei reduzierten Kosten hätte die Stadt pro Jahr mehrere zehntausend Euro aufbringen müssen. „Vor dem Hintergrund der aktuellen Haushaltslage wurde sich innerhalb des Ausschusses darauf verständigt, dass das Projekt pausiert bzw. zunächst nicht weiterverfolgt wird“, erklärt Tommrich.

Karoline Keybe, Communications Managerin bei nextbike, erklärt, warum das System in Städten wie Taucha nicht ohne öffentliche Unterstützung funktioniert: „Die Nutzung unserer Fahrräder ist bewusst niedrigschwellig gestaltet: Kund*innen legen im Schnitt rund 3 Kilometer in 15 bis 20 Minuten zurück – zu einem Preis, der für möglichst viele Menschen erschwinglich ist. Damit zählt Bike-Sharing zu den günstigsten Formen urbaner Mobilität: Im Vergleich sind E-Scooter für Endkunden bis zu viermal, Carsharing sogar sechs- bis achtmal teurer – bei nahezu identischen operativen Kosten für Wartung, Umverteilung oder Kundenservice”, so die Sprecherin.

Trotzdem werde Bike-Sharing im Gegensatz zu Carsharing bislang deutlich seltener öffentlich gefördert – obwohl beide Systeme vergleichbare Anforderungen an Infrastruktur und Betrieb stellen würden. „Ein Widerspruch, denn unser Anspruch ist klar: Wir wollen ein verlässliches, flächendeckendes und klimafreundliches Mobilitätsangebot schaffen – auch in Gebieten, in denen rein kommerzielle Modelle wirtschaftlich nicht tragfähig sind. Ein professionelles Fahrradverleihsystem umfasst weit mehr als nur das Bereitstellen von Fahrrädern: Es benötigt eine funktionierende Infrastruktur, IT-Systeme, Kundenservice, Wartung und eine lokale operative Präsenz. Damit dieses Angebot auch langfristig stabil bleibt – insbesondere in kleineren Städten oder Randlagen – braucht es verlässliche Partnerschaften mit Städten und Kommunen sowie eine faire öffentliche Mitfinanzierung”, sagt Karoline Keybe weiter.

Doch auch diese Mitwirkung von Kommunen decken die Gesamtkosten von nextbike nicht vollständig ab. Deshalb verfolge das Unternehmen ein hybrides Finanzierungsmodell: Über sogenannte Public-Private-Partnerships beteiligen sich Unternehmen und Institutionen durch Fahrtkontingente für Mitarbeiter oder Kunden an der Finanzierung. „Zusätzlich generieren wir Einnahmen durch die Vermarktung von Werbeflächen auf unseren Fahrrädern – Erlöse, die direkt in Betrieb und Weiterentwicklung des Systems zurückfließen”, so die Sprecherin abschließend.

Ob Taucha sich künftig erneut um eine Teilnahme an einem Förderprogramm bemüht oder es alternative Mobilitätslösungen geben wird, ist derzeit offen. Fest steht: Die blau-silbernen Mieträder, die für ein Jahr zum Stadtbild gehörten, sind vorerst Geschichte.

Auch in Schkeuditz geht es nicht weiter

In Schkeuditz geht es nach dem Ende des Modellprojekts „Ready for Smart City Robots“ offenbar nicht weiter mit nextbike. Sprecher Ronald Krause erklärt auf Nachfrage von Taucha kompakt: „Wenn es dem Landkreis Nordsachsen gelingt, ein Förderprogramm dafür zu akquirieren oder aufzulegen, könnten wir uns vorstellen, das Projekt fortzuführen.” Aktuell sehe es aber nicht danach aus. In Kürze würden die Fahrräder von nextbike also auch aus dem Stadtbild von Schkeuditz verschwinden.


    Daniel Große
    Daniel Große
    Daniel Große arbeitet seit 2001 als freier Journalist und berichtet hier zu allen Themen, die unsere Region bewegen. Infrastruktur, Blaulicht-Meldungen, Veranstaltungen, Neues aus den Rathäusern und vieles mehr veröffentlicht er hier. Schnell, kompakt und verständlich.

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