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Mut, Matsch und meterhohe Sprünge: Mimo Trails in Taucha sind mehr als ein Geheimtipp | Taucha kompakt

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Veröffentlicht am 12.06.2025 09:25

Mut, Matsch und meterhohe Sprünge: Mimo Trails in Taucha sind mehr als ein Geheimtipp

Völlig losgelöst: Aiven Lindner beim Backflip. (Foto: Daniel Große)
Völlig losgelöst: Aiven Lindner beim Backflip. (Foto: Daniel Große)
Völlig losgelöst: Aiven Lindner beim Backflip. (Foto: Daniel Große)

Spannung liegt in der Luft. Ein junger Fahrer konzentriert sich. Hoch oben auf dem Startturm zögert er keine Sekunde, tritt in die Pedale und schießt über die Rampe. Nur ein Wimpernschlag später dreht er sich rückwärts in der Luft – einmal, dann noch einmal. Doppel-Backflip. Gelandet. Sicher. Die Menge klatscht. Was wie eine Szene aus einem Extremsport-Film wirkt, spielt sich regelmäßig im Westen von Taucha ab – im Mimo Trails Backyard, einer spektakulären BMX- und Mountainbike-Strecke hinter den Kleingärten am Gerichtsweg.

Die Anlage ist ein wilder Mix aus Lehm, Holz und Adrenalin. Eine kurvenreiche Strecke mit Dirtjumps, Northshore-Elementen, steilen Anliegern und einem rund acht Meter hohen Startturm – gebaut von Enthusiasten, gepflegt von Idealisten. Hier trainieren rund 50 Mitglieder der Radsportabteilung der TSG 1861 Taucha e.V. – von Kindern bis hin zu gestandenen Profis.


„Aktuell müssen wir sogar Leuten absagen. Dabei könnten wir locker auf 80 Mitglieder wachsen.“

Niels Gehrke, Abteilungsleiter

Was viele in der Parthestadt nicht wissen: Die Mimo Trails zählen zu den renommiertesten Anlagen im deutschen Freestyle-Bikesport. Der regelmäßig ausgerichtete Dirtjam ist Teil der internationalen FMB Worldtour. Und spätestens, wenn Top-Fahrer wie der 18-jährige Marek Sander mit waghalsigen Sprüngen und technischen Tricks über die Hügel fliegen, wird klar, dass hier kein Hobbyprojekt mehr am Werk ist – sondern eine Talentschmiede mit Herzblut.

Vom Waldstück zur Marke

Angefangen hat alles 2009 im Waldstück „Mimo“. Ein paar Jugendliche bauten dort mit Spaten und Schaufel ihre ersten Schanzen. „Die Saltos beim allerersten Dirtjam waren zugleich die letzten im Wald“, erinnert sich Niels Gehrke, heutiger Abteilungsleiter. Was danach folgte, war der Schritt in die Vereinswelt – 2012 wurde die Crew in die TSG aufgenommen, es folgte der Umzug an den Gerichtsweg auf einen ehemaligen Platz des Tauchaer Bauhofs. Den Namen Mimo Trails behielten sie – mittlerweile eine deutschlandweit bekannte Marke in der Szene.

In den Jahren danach wuchs das Projekt behutsam, aber stetig. Die Mitgliederzahl liegt derzeit bei rund 50 – nicht, weil es keine weiteren Interessenten gäbe, sondern weil die Kapazitäten ausgereizt sind. „Wir haben nur drei Übungsleiter“, erklärt Gehrke. „Aktuell müssen wir sogar Leuten absagen. Dabei könnten wir locker auf 80 Mitglieder wachsen.“

Marek Sander ist nach einer Verletzungspause nun wieder voll in seinem Element. (Foto: Daniel Große)
Marek Sander ist nach einer Verletzungspause nun wieder voll in seinem Element. (Foto: Daniel Große)
Marek Sander ist nach einer Verletzungspause nun wieder voll in seinem Element. (Foto: Daniel Große)

Nachwuchs mit Biss – und Ambitionen

Besonders stolz sind die Mimo Trails auf ihre Nachwuchsförderung. „Wir bieten in jeder Altersklasse Probetrainings an, für Mädchen genauso wie für Jungs“, so Gehrke. Einige junge Fahrerinnen haben bereits bewiesen, dass sie bei Sprüngen und Saltos locker mithalten können. Die Mimo Trails sind kein reiner Männerclub – auch wenn der Sport körperlich extrem fordernd ist.

Zwei Aushängeschilder des Vereins sind Marek Sander (18) und Aiven Lindner (16). Sander gehört zu den Top 50 der Freeride Mountainbike Worldtour, musste zuletzt aussetzen. Beim Training zum Silber-Event in Italien, das am 10. Mai stattfand, verletzte er sich am Fuß. „Mega-ärgerlich!“, so Marek. Doch jetzt ist er zurück auf dem Bike: „Ich hab gleich die Chance genutzt und einige gute Sprünge geschafft. Es tut kaum noch weh“, lacht er.
Lindner, Schüler aus Lindenthal, will nach der Schule Vollzeit aufs Rad setzen – und vom Biken leben. „Er zieht regelmäßig neue Leute an. Man merkt richtig, dass die Szene hier brodelt“, sagt Gehrke.

Infrastruktur auf dem Prüfstand

Doch mit dem sportlichen Erfolg wächst auch der Druck auf die Infrastruktur. Der Startturm ist inzwischen acht Jahre alt, aus Holz – und nicht mehr zeitgemäß. Für die Sicherheit und die langfristige Weiterentwicklung des Vereins soll nun ein neuer Turm aus Metall her. Kostenpunkt: rund 15.000 Euro. Nach den Sommerferien soll deshalb ein Crowdfunding starten. Sponsoren und Unterstützer wurden bereits eingeladen – das Interesse ist groß.

„Taucha muss langsam mal mehr Fokus auf uns legen“, sagt Gehrke. „Wir haben hier eine Chance, den Ort auf der sportlichen Landkarte sichtbar zu machen. Aber dazu brauchen wir auch Unterstützung – nicht nur auf der Strecke, sondern auch bei der Infrastruktur.“

Nächste Show: Feuerwehrfest in Plaußig

Die nächste Gelegenheit, die Mimo Trails live in Aktion zu erleben, bietet sich am kommenden Samstag, dem 14. Juni beim Feuerwehrfest in Plaußig. Mit dabei: Sprünge, Tricks, Adrenalin – und vielleicht schon ein paar Worte zum anstehenden Crowdfunding-Projekt.

Was einst mit ein paar Sprüngen im Wald begann, hat sich zu einer professionellen Radsportplattform entwickelt – mitten in Taucha. Wer die Mimo Trails einmal live erlebt hat, versteht: Hier geht es nicht nur um Sport, sondern um Leidenschaft, Gemeinschaft – und jede Menge Luft unter den Reifen.


Daniel Große
Daniel Große
Daniel Große arbeitet seit 2001 als freier Journalist und berichtet hier zu allen Themen, die unsere Region bewegen. Infrastruktur, Blaulicht-Meldungen, Veranstaltungen, Neues aus den Rathäusern und vieles mehr veröffentlicht er hier. Schnell, kompakt und verständlich.

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