Am künftigen Praxis- und Bürocenter an der Leipziger Straße/Ecke Freiligrathstraße geht es nun endlich los – der Baustart ist erfolgt. Das Projekt ist ambitioniert und soll im Jahr 2027 fertig sein.
Im März 2022 wurde mittels eines Werbeschildes zum ersten Mal die Idee eines neuen Ärztehauses für Taucha präsentiert. Nach einer Planungsphase lag im April 2023 die Baugenehmigung vor. Nach konzeptionellen Anpassungen gab es im vergangenen Jahr auch dafür die Baugenehmigung. Und jetzt geht es auf der Brache entlang der Bundesstraße 87 unweit des ALDI und des neuen Fristo-Getränkemarkts los: Ein Bauunternehmen hat eine Sauberkeitsschicht aus Beton in den Untergrund eingebracht, als Nächstes werden die Streifenfundamente für die Bodenplatte gesetzt. Ein Turmdrehkran ist installiert, die Grundrisse zeichnen sich bereits ab. Auf rund 86 Metern Länge entsteht hier ein neues, medizinisch geprägtes Gebäudeensemble.
Bauherrinnen sind die THI Immobilien GmbH und die Sikan Projektentwicklung GmbH, vertreten durch die Geschäftsführer Alexander Langrock und Igor Sikan. Rund 11 Millionen Euro wollen sie in den Bau des Ärztehauses investieren. Für den Rohbau kommen teilweise Fertigteile – etwa Treppenhaus und Aufzugsschächte – zum Einsatz, anschließend wird ausgemauert. Den Rohbau führt ein Unternehmen aus Jena aus. Gewerke wie Sanitär und Elektro sollen nach Angaben der Projektentwickler möglichst aus der Region kommen. Zielmarke ist, bis in den Winter hinein Erd- und erstes Obergeschoss stehen zu haben. Der Rohbau soll nach der kalten Jahreszeit abgeschlossen werden. Die Gesamtfertigstellung ist für 2027 vorgesehen. Auf einen genauen Termin lassen sich Sikan und Langrock aufgrund der Größe des Projekts aber noch nicht festlegen.
Langrock hatte den Kurs früh festgelegt: „Wir wollen dem Gebäude ja einen medizinischen Schwerpunkt verleihen, das bedeutet viel Vorarbeit. Es gilt zu klären, welche Praxen überhaupt vorgesehen sind, wie viel Platzbedarf jeder Nutzer am Ende hat. Wir sind also am Punkt der Bedarfsermittlung“, sagte er bereits im vergangenen Jahr gegenüber Taucha kompakt. Daran knüpfen die aktuellen Vermietungsgespräche an: Im Gespräch sind Ärzte, Physiotherapien und Unternehmen aus dem Gesundheitssektor. Fachbereiche mit Niederlassungsfreiheit – etwa Zahnmedizin oder Kieferchirurgie – könnten neu in der Parthestadt entstehen. In anderen Fällen geht es um Umzüge bestehender Praxen innerhalb der Stadt.
Besonders ist das Staffelgeschoss: Es entsteht aus modularen Containerelementen, die zuvor als Grundschulgebäude in Gröbers (Sachsen-Anhalt) genutzt wurden. Die Module werden entkernt, Wände entfernt und neu strukturiert – dies soll Zeit sparen und Ressourcen schonen.
Für die Wärmeversorgung liegt eine Absichtserklärung mit envia THERM vor. Geplant ist, Abwärme aus dem nahegelegenen Rechenzentrum der enviaTel über ein Fernwärmesystem nutzbar zu machen: Das ankommende, dauerhaft zehn bis 15 Grad warme Wasser wird im Haus über eine Sole-Wärmepumpe auf Heiztemperatur gebracht – ein Ansatz, der sich energetisch an Geothermie orientiert. Cornelia Sommerfeld, Sprecherin der enviaM bestätigt: „Für das Ziel, die Abwärme eines Datacenters von envia TEL für ein Wärmenetz in Taucha zu nutzen, beschäftigt sich envia THERM aktuell mit den Entwurfsplanungen für den möglichen Trassenverlauf.“ Dies geschehe in enger Abstimmung mit den Projektentwicklern des Praxis- und Bürocenters als auch mit dem Brockhaus Family Office. Das Unternehmen will – wie berichtet – direkt angrenzend die ehemalige Pelzfabrik Märkle & Co. AG zur „T.RAUMFABRIK” entwickeln. Auch diese Wohn- und Arbeitsgebäude sollen mittels Abwärme aus dem rund 800 Meter Luftlinie entfernten Datacenter geheizt werden.
Die envia THERM stehe für weitere künftige Nutzer dieses Fernwärmenetzes offen, heißt es aus dem Unternehmensverbund weiter.
Das künftige Praxis- und Bürocenter wird auf Barrierefreiheit ausgelegt: Zwei Aufzüge erschließen alle Ebenen, die Grundrisse können je nach Nutzung angepasst werden. Einheiten in Kerngrößen zwischen etwa 150 und 520 Quadratmetern sind vorgesehen, andere Zuschnitte sind möglich. Für Teilflächen liege eine Genehmigung zur Nutzung als Tagespflege vor. Im Erdgeschoss wären – je nach Vermietung – auch Funktionen wie Radiologie, Orthopädie, Apotheke oder ein Reformhaus denkbar. Für Patienten und Besucher sind rund 70 PKW-Stellplätze geplant, dazu Fahrradabstellplätze und Ladepunkte für E-Mobilität.
Die Erreichbarkeit ist ein Pluspunkt des Standorts in Taucha: Die Straßenbahnlinie 3 hält unmittelbar an der Leipziger Straße, S-Bahn und Busbahnhof liegen in etwa 400 Metern Entfernung. Im direkten Umfeld leben über 1.000 Einwohner – ein Einzugsbereich, der den künftigen Nutzern kurze Wege und genügend Kunden beziehungsweise Patienten sichern soll.
Parallel zum Hochbau läuft im rückwärtigen Grundstücksbereich das Verfahren zur Anpassung des Bebauungsplans weiter. Hier wollen die Projektentwickler unter anderem betreutes Wohnen etablieren. Der Entwurf liegt derzeit bei den Trägern öffentlicher Belange. Rückmeldungen betreffen unter anderem die Behandlung von Regen- und Niederschlagswasser, so Alexander Langrock. Danach geht das Thema erneut in den Technischen Ausschuss – ob eine weitere öffentliche Auslegung erforderlich wird, ist noch offen. Unabhängig davon wird der vordere Bauabschnitt vorangetrieben.